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Erlaubt mir wieder einmal, daß ich euch in ein kleines Stück meiner persönlichen Erfahrung einweihe. Ich öffne meine Seele vor euch in der Gegenwart Gottes und überzeugt davon, daß ich kein Vorbild bin, sondern ein armseliger Mensch, ein untaugliches und taubes Werkzeug, dessen sich der Herr bediente, um ganz deutlich zu machen, daß Er sogar mit einem Tischbein wunderbar zu schreiben vermag. Indem ich euch also von mir erzähle, denke ich nicht im entferntesten daran, meinem Tun das geringste Verdienst meinerseits beizumessen; noch viel weniger will ich euch dazu nötigen, die Wege zu gehen, die der Herr mich hat gehen lassen; denn es kann sein, daß Er von euch nicht das erbittet, was mir so sehr geholfen hat, frei in dem Werk Gottes, welchem ich mein ganzes Leben gewidmet habe, zu arbeiten.

Weil ich es mit meinen eigenen Händen betastet, mit meinen eigenen Augen gesehen habe, versichere ich euch folgendes: Wenn ihr euch der göttlichen Vorsehung anvertraut, euch auf ihren allmächtigen Arm stützt, dann werden euch niemals die Mittel fehlen, um Gott, der heiligen Kirche und den Seelen dienen zu können; dienen zu können, ohne daß ihr dabei eure Pflichten vernachlässigen müßtet. Und ihr werdet jene Freude und jenen Frieden genießen, die mundus dare non potest (Vgl. Joh 14,27), die die Welt nicht geben kann und die auch der Besitz aller irdischen Güter nicht zu geben vermöchte.

Seit den Anfängen des Opus Dei im Jahre 1928 - ich besaß keinerlei materielle Hilfsmittel - habe ich niemals persönlich über einen einzigen Pfennig verfügt; ich habe mich auch nicht in wirtschaftliche Fragen eingemischt, die an sich selbstverständlich auftreten, sobald Menschen aus Fleisch und Blut - keine Engel also - ein Werk in Angriff nehmen und für eine wirksame Arbeit materieller Hilfsmittel bedürfen.

Das Opus Dei hat immer die großzügige Hilfe vieler Menschen nötig gehabt, um seine apostolischen Werke zu unterhalten; und ich denke, daß es immer so bleiben wird, bis zum Ende der Zeiten. Denn einerseits werfen diese Tätigkeiten niemals Gewinn ab, und andererseits wächst, wenngleich die Anzahl der Mitarbeiter und die Arbeitsleistung meiner Kinder zunehmen, auch das Apostolat in die Breite, und es mehren sich die Bitten um unsere apostolischen Tätigkeiten. Deshalb haben meine Kinder manchmal lachen müssen, wenn ich sie, nachdem ich sie mit Nachdruck zur Treue gegen die Gnade Gottes angespornt hatte, im gleichen Atemzuge aufforderte, kühn und unnachgiebig Gott um mehr Gnade… und um Geld zu bitten, um die klingende Münze, die so dringend nötig war.

In den ersten Jahren fehlte uns das Allernotwendigste. Vom Feuer Gottes angezogen, sammelten sich um mich Handwerker, Angestellte, Studenten… Sie wußten nichts von unserer Armut und von unseren Nöten, denn im Opus Dei haben wir dank der Gnade Gottes immer versucht, so zu arbeiten, daß Opfer und Gebet ebenso zahlreich sind wie unsichtbar. Wenn ich jetzt auf jene Zeit zurückblicke, muß ich Gott aus ganzem Herzen danken: welche Sicherheit fühlten wir in uns! Wir wußten, daß wir nur das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit zu suchen hatten und daß alles andere uns als Zugabe geschenkt werden würde (Vgl. Lk 12,31). Ich kann euch versichern, daß keine einzige apostolische Initiative wegen mangelnder materieller Mittel unterblieben ist: im geeigneten Augenblick besorgte uns auf die eine oder andere Weise die gewöhnliche Vorsehung Gottes, unseres Vaters, das Nötige; uns sollte klar werden, daß Er versteht zu zahlen.

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