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Gens sancta, ein heiliges Volk, das sich aus Geschöpfen voller Erbärmlichkeiten zusammensetzt. Dieser scheinbare Widerspruch kennzeichnet einen Aspekt des Geheimnisses der Kirche. Die Kirche ist göttlich, sie ist aber zugleich auch menschlich, denn sie besteht aus Menschen, und wir Menschen haben Fehler: omnes homines terra et cinis (Sir 17,31), wir alle sind Staub und Asche.

Unser Herr Jesus Christus, der die Heilige Kirche stiftet, erwartet, daß die Angehörigen dieses Volkes sich ständig bemühen, die Heiligkeit zu erreichen. Nicht alle folgen loyal seinem Ruf. Und an der Braut Christi sieht man einerseits, wie sie auf wunderbare Weise der Heilsweg ist, und man sieht andererseits die Erbärmlichkeit der Menschen, die auf ihm wandeln. Der göttliche Erlöser hat die von Ihm gegründete Gemeinschaft von Menschen als eine in ihrer Art vollkommene Gesellschaft mit allen rechtlichen und gesellschaftlichen Bestandteilen gerade zu dem Zweck gewollt, damit sie dem Heilswerk der Erlösung hier auf Erden dauernden Bestand sichere… Wenn man aber in der Kirche einiges wahrnimmt, was die Schwäche unserer menschlichen Natur verrät, so fällt das nicht ihrer rechtlichen Verfassung zur Last, sondern vielmehr der beklagenswerten Neigung der einzelnen zum Bösen. Diese Schwäche duldet ihr göttlicher Stifter, auch in den höheren Gliedern seines Mystischen Leibes, damit die Tugend der Herde und der Hirten erprobt werde und in allen die Verdienste des christlichen Glaubens wachsen (Pius XII., Enz. Mystici Corporis, 29.6.1943).

Das ist die Wirklichkeit der Kirche - jetzt und hier. Deshalb ist die Heiligkeit der Braut Christi mit der Tatsache vereinbar, daß sich in ihrem Schoß Personen befinden, die Fehler haben. Christus wollte die Sünder aus der von Ihm gegründeten Gemeinschaft nicht ausgeschlossen wissen. Wenn also manche Glieder an geistlichen Gebrechen leiden, so ist das kein Grund, unsere Liebe zur Kirche zu vermindern, sondern vielmehr mit ihren Gliedern größeres Mitleid zu haben (Ebd.).

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