Sieg

Laß die Gottesmutter dir Vorbild sein! Erst wenn wir uns ganz und gar die eigene Nichtigkeit eingestehen, wird unser Leben in den Augen des Schöpfers kostbar.

Ich bin mir sicher, daß Johannes, der jugendliche Apostel, beim Herrn am Kreuz ausharrte, weil das Beispiel der Mutter ihn zog. - Soviel vermag die Liebe Unserer Lieben Frau!

Wir werden niemals die echte übernatürliche und menschliche Freude, den wirklichen Frohsinn, erlangen, wenn wir Jesus nicht wirklich nachahmen, das heißt: wenn wir nicht demütig sind wie Er.

Sich aufrichtig dem Dienst der anderen zu widmen, ist von solcher Wirksamkeit, daß Gott es mit einer Demut belohnt, die voller Freude ist.

Sich demütigen, sich vor Gott als Nichts erkennen - dieses "Verborgen bleiben" und "Verschwinden" muß vollkommen und bedingungslos sein.

Von Herzen demütig sein: Was kann den beunruhigen, der - überzeugt davon, daß er nichts anderes verdient - die Kränkungen freudig annimmt?

Jesus, alles, was mein ist, ist Dein. Denn was Dein ist, hast Du mir anvertraut - und so überlasse ich Dir das Meinige.

Bist du imstande, die Demütigungen zu ertragen, die Gott von dir in unbedeutenden Dingen erwartet, die die Wahrheit nicht verdunkeln? Nein? Dann begreifst und liebst du noch nicht die Tugend der Demut.

Hochmut steht der Liebe im Wege. Bitte jeden Tag den Herrn für dich und für alle um die Tugend der Demut; denn der Hochmut wird im Laufe des Lebens größer, wenn man ihm nicht rechtzeitig begegnet.

Wirkt es nicht recht albern, wenn ein Kind in die Rolle eines Erwachsenen zu schlüpfen sucht? Wie wird dann vor Gott ein schwacher Mensch dastehen, der - eigentlich doch ein kleines Kind - seiner Großmannssucht freien Lauf läßt - aufgeblasen, sich selbst überschätzend und selbstherrlich?

Ja, du kannst ewig verlorengehen. Du zweifelst nicht daran, denn du weißt, daß in deinem Herzen alle bösen Neigungen wohnen.

Wenn du aber vor Gott wirklich zu einem Kind wirst, dann wird die Einsicht in deine Gefährdung dazu führen, daß du dich mit Gott, deinem Vater, und mit Maria, deiner Mutter, innig verbindest. Und auch der heilige Josef und dein Schutzengel werden dich nicht verlassen, wenn sie dein ehrliches Kindsein sehen.

Hab Glauben! Tu, was du kannst! Büße und liebe! Alles übrige werden Gott, Maria, Josef und dein Engel hinzufügen.

Wie schwer ist es, demütig zu sein! Nicht umsonst sagt die christliche Volksweisheit: "Der Hochmut stirbt erst vierundzwanzig Stunden, nachdem man gestorben ist".

Wenn du einmal denken solltest, im Recht zu sein - entgegen dem Rat dessen, der eine besondere Gnade Gottes hat, deine Seele zu leiten - sei überzeugt, daß du gerade dann im Unrecht bist.

Den Kindern dienen und sie bilden; den Kranken liebevoll beistehen.

Um sich den schlichten Seelen verständlich zu machen, muß man den Intellekt demütigen; um die hilflosen Kranken zu begreifen, muß man das Herz demütigen. Wenn auf diese Weise Verstand und Fleisch niederzuknien lernen, kann der Mensch leicht zu Jesus gelangen. Das eigene und das fremde Elend ist der sichere Weg, uns vor Gott als Nichts zu erkennen und Gott auf unserem Nichts aufbauen zu lassen.

Ein Vorsatz: Meine persönlichen Angelegenheiten nur dann zur Sprache bringen, wenn es wirklich notwendig ist.

Danke Gott für die innere Sicherheit, die Er dir schenkt! Sie hat nichts mit Sturheit zu tun. Im Lichte Gottes erkennst du, daß du fest stehst wie auf einem Felsen, während andere - oft sind es gute Menschen, die in diese bedauernswerte Lage geraten sind - gleichsam im Treibsand zu versinken drohen…: Es fehlt ihnen das Fundament des Glaubens.

Bitte den Herrn darum, daß du selbst und alle Menschen den Forderungen eines Lebens aus dem Glauben entsprechen.

Wenn ich doch nur anders wäre, Herr, selbstbeherrschter und treuer - wie wirksam kämest Du uns dann zu Hilfe!

Die Sehnsucht nach Sühne, die Gott dein Vater in deine Seele hineinlegt, wirst du stillen können, wenn du die Armseligkeit deiner kleinen menschlichen Sühne mit den unendlichen Verdiensten Jesu Christi vereinigst.

Läutere deine Absicht! Liebe das Leiden und den Schmerz in Ihm, mit Ihm und durch Ihn.

Du wüßtest nicht, sagst du, ob und wie weit du im inneren Leben fortgeschritten seiest… Wozu solche Überlegungen?

Wichtig ist, daß du beharrlich bist, daß dein Herz brennt, daß du immer mehr Licht empfängst und dein Horizont sich mehr und mehr weitet… Nimm voller Eifer unsere Anliegen in dein Gebet auf; auch wenn du sie noch nicht genau kennst, so suche sie doch zu erahnen.

Sage Ihm: In meinem Garten, Jesus, sehe ich keine einzige frische Blume. Mir scheinen alle wie verschmutzt, Farbe und Duft sind geschwunden. Ich Armer! Ich beuge mich nieder, bis mein Mund den schmutzigen Staub berührt. Da gehöre ich hin…

Wenn du dich so demütigst, wirst du den Sieg erringen, weil Er in dir siegen wird.

Ich habe dich gut verstanden, als du bemerktest: In der Tat bringe ich es nicht einmal bis zu einem Eselchen… bis zum Eselchen, das der Thron Jesu bei seinem Einzug in Jerusalem war. Ich sehe mich eher als schäbiges Stück in einem Haufen schmutziger Lappen, die nicht einmal der ärmste Lumpensammler haben möchte.

Aber ich antwortete dir: Und doch hat der Herr dich auserwählt und will dich als sein Werkzeug haben. Deshalb soll die Tatsache, daß du dein Elend siehst, ein zusätzlicher Grund sein, Gott für seinen Ruf zu danken.

Der demütige, jubelnde Gesang Mariens im Magnificat vergegenwärtigt uns die unendliche Großmut Gottes gegenüber denen, die wie Kinder werden, sich erniedrigen und ehrlich ihre Nichtigkeit annehmen.

Es ist Gott sehr wohlgefällig, wenn wir bei außergewöhnlichen Ereignissen Ihm durch ein Te Deum danken und seine Güte preisen. Ob es in den Augen der Welt ein gutes oder schlechtes Ereignis ist, soll für uns nicht ausschlaggebend sein. Alles kommt aus seiner väterlichen Hand; auch wenn ein Schlag sehr schmerzt, er ist ein Zeichen seiner Liebe. Denn Er will damit unsere Kanten abschleifen, vervollkommnen!

Wenn wir Menschen eine bestimmte Arbeit verrichten wollen, setzen wir die dafür geeigneten Mittel ein.

Hätte ich vor einigen Jahrhunderten gelebt, so hätte ich mit einem Federkiel geschrieben - jetzt gebrauche ich einen Füllfederhalter.

Bei Gott ist es anders. Wenn Er ein bestimmtes Werk verwirklichen will, wählt er Mittel aus, die in keinem Verhältnis zur Bedeutung des Werkes stehen: So wird deutlich - wie oft habe ich dir das gesagt! -, daß es sich ausschließlich um sein Werk handelt.

Deshalb wollen wir beide - du und ich -, die wir die schwere Last unseres Elends kennen, dem Herrn sagen: Trotz meiner persönlichen Armseligkeit vermag ich mich als ein göttliches Instrument zu begreifen, als ein Instrument in Deinen Händen.

Wir wollen alle Hoffnungen und Erwartungen unseres Lebens - die großen wie die kleinen - der Ehre Gottes des Vaters, Gottes des Sohnes, Gottes des Heiligen Geistes weihen.

Bewegt denke ich noch an die hochbegabten Studenten - zwei angehende Ingenieure und zwei Architekten -, die sich mit Freude um die Einrichtung eines Studentenheims kümmerten. Auf eine Wandtafel, die sie in einem Studienraum anbrachten, schrieben sie als erstes: "Deo omnis gloria" - Gott alle Ehre!

Ich weiß, Jesus, daß Dir das gefallen hat.

Wo du auch bist, denke daran: Der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen. Wer Ihm folgen will, kann keine andere Haltung haben.

Gott hat ein ureigenes Recht darauf, daß wir, seine Kinder, trotz unserer persönlichen Fehler seiner Liebe entsprechen. - Dieses Bewußtsein schließt - mit der Erkenntnis unserer unabweislichen Verantwortung - die volle Gewißheit ein, daß wir Werkzeuge in den Händen Gottes sind. Er vertraut uns jeden Tag aufs neue - wir wollen also jeden Tag von neuem darum bemüht sein, Ihm zu dienen.

Der Herr erwartet von seinen "Werkzeugen" daß sie taugen und immer bereit sind. Achte also darauf, daß du immer für Ihn verfügbar bist!

Jedes "Gegrüßet seist du, Maria", so sehe ich es, jedes Stoßgebet zu Unserer Lieben Frau ist ein neuer Impuls eines liebenden Herzens!

Unser Leben als Christen ist ganz normal, fast unscheinbar: Jeden Tag bemühen wir uns, die gleichen Dinge, die uns die Pflicht auferlegt, gut zu erledigen; wir versuchen unsere gottgewollte Aufgabe zu erfüllen, indem wir den kleinen Anforderungen jedes einzelnen Augenblicks gerecht werden.

Um es genau zu sagen: Es ist und bleibt oft nur ein Wollen, eine Intention; denn wie oft versagen wir! In unserer abendlichen Gewissenserforschung müssen wir dann dem Herrn gestehen: Heute habe ich Dir keine Früchte meines Mühens anzubieten, nur Fehler… Aber dennoch werde ich mit Deiner Gnade schließlich siegen…

Der Herr möge dich in seiner grenzenlosen Güte und trotz deiner Sünden - nimm dir erneut vor, nie mehr Jesus zu beleidigen! - erfahren lassen, was es heißt, alle Tage das beseligende Leben eines Menschen zu führen, der Gottes Willen liebt.

Das ist mein inniger Wunsch für dich.

Im Dienste Gottes gibt es keine minderen Arbeiten. Alle sind sie wichtig.

Der Wert einer jeden Arbeit richtet sich nach dem geistlichen Niveau dessen, der sie verrichtet.

Macht dich nicht die feste Gewißheit froh, daß Gott auch noch an den unbedeutendsten Angelegenheiten seiner Geschöpfe Anteil nimmt?

Sage es Ihm immer und immer wieder, daß du wirklich ganz und gar Ihm gehören willst: Jesus, hilf mir, daß ich in Wahrheit Dein bin, daß ich dank der vielen kleinen Dinge, die allen verborgen bleiben, brenne und mich verzehre.

Der Rosenkranz. - Die freudenreichen, die schmerzensreichen und die glorreichen Geheimnisse im Leben Marias verflechten sich zu einem Kranz der Lobpreisungen, die immer wieder neu angestimmt werden: von den Engeln und Heiligen im Himmel und von denen, die unsere Mutter hier auf Erden lieben.

Bete täglich dieses heilige Gebet und verbreite es!

Durch die Taufe werden wir zu "fideles", zu "Getreuen", zu "Gläubigen". Die ersten Jünger des Herrn bezeichneten sich selbst als "fideles" - wie auch mit dem Wort "sancti", "Heilige" Noch heute spricht man von den "Christgläubigen" und weist somit auf Glaube und Treue hin.

Denke darüber nach!

Gott läßt sich nicht an Freigebigkeit übertreffen. Verlaß dich darauf: Dem, der sich Ihm ganz hingibt, gewährt Er die Kraft der Treue.

Fordere von dir, und ohne Zimperlichkeit! Viele Menschen tun das ganz unauffällig in ihrem normalen Leben, damit nur der Herr im Vordergrund steht und Licht ist.

Ich wünschte, du und ich könnten auch so empfinden wie einer meiner Bekannten, der sich ganz Gott hingeben wollte. Er schrieb am Fest der Heiligen Familie, das damals in der Woche nach Erscheinung des Herrn gefeiert wurde:

"Mir fehlt es nicht an kleinen Kreuzen. Das von gestern - es hat mich sogar Tränen gekostet - führte mich zu der Überlegung, daß der heilige Josef - mein Vater und Herr - und meine Mutter Maria mir, >ihrem Kind<, offensichtlich die weihnachtliche Bescherung nicht vorenthalten wollten. So schenkten sie mir das Licht, meine Undankbarkeit gegen Jesus erkennen zu können: Seiner Gnade entspreche ich ganz ungenügend, und mein verbohrter Widerstand gegen den heiligsten Willen Gottes, der mich zu seinem Werkzeug machen will, ist eine schwere Verfehlung."

Als die heiligen Frauen zum Grab kamen, sahen sie, daß der Grabstein schon beiseite gewälzt war.

Vergleichbares geschieht immer wieder: Sobald wir uns entschließen zu tun, was unsere Pflicht ist, lassen sich die Schwierigkeiten überwinden.

Sei sicher: Nur wenn du gehorchen lernst, wird dein Tun fruchtbringend sein.

Ob Regen oder Sonnenschein, ob guten Mutes oder erschöpft, ob jung oder alt - niemand soll dich im Gehorsam übertreffen, wenn es einer Anweisung nachzukommen gilt.

Wer nicht gelernt hat zu gehorchen, wird auch nicht lernen zu befehlen.

Es ist höchst unklug, wenn ein Seelenführer damit zufrieden ist, daß eine Seele nur drei Talente gibt, wenn sie zehn erhalten hat.

Gehorchen oder befehlen - beides immer mit wirklicher Liebe!

Ich wünschte - und bitte dafür um dein Gebet -, wir alle in der Kirche begriffen uns als Glieder des einen Leibes, gemäß der Aufforderung des Apostels. Ich wollte, wir alle streiften die Gleichgültigkeit ab und empfänden tief die Freuden und Nöte unserer Mutter, der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche, und sorgten uns um ihre Ausbreitung auf Erden.

Verspürten wir doch lebendig dieses Einssein! Wir alle eins - untereinander und alle mit Christus!

Kein Zweifel, mein Kind: In der Kirche bedeutet Uneins-werden Sterben.

Bitte Gott darum, daß in der heiligen Kirche, unserer Mutter, die Herzen aller - wie zur Zeit der Urchristen - als ein einziges Herz schlagen, damit das Wort der Schrift sich bis zum Ende der Zeiten wirklich erfülle: "Multitudinis autem credentium erat cor unum et anima una" - die Gläubigen waren ein Herz und eine Seele.

Ich meine das sehr ernst: du darfst diese heilige Einheit nicht verletzen. Betrachte dies in deinem Gebet!

Die Treue zum Papst schließt eine klare und eindeutige Verpflichtung ein: wir müssen die Lehre, die er in Enzykliken oder in anderer Form vorträgt, gut kennen und uns nach Kräften darum bemühen, daß alle Katholiken sie beachten und sich in ihrem Verhalten danach richten.

Jeden Tag bitte ich den Herrn aus ganzem Herzen darum, Er möge uns die Sprachengabe gewähren. Ich meine nicht die Kenntnis verschiedenster Sprachen, sondern die Fähigkeit, sich den Voraussetzungen der Hörer anzupassen.

Es geht nicht um Anbiederung im Straßenjargon, sondern um das Wort aus Weisheit, die wahrhaft christliche Rede, die alle zu erreichen vermag.

Um diese Gabe der Sprache bitte ich den Herrn und seine heilige Mutter für all seine Kinder.

Bosheit bei einigen, Unwissenheit bei vielen: das sind die Feinde Gottes und seiner Kirche.

Entwaffnen wir die Bosheit, lehren wir die Unwissenden! Mit Gottes Hilfe und mit unserem Eifer werden wir so die Welt retten.

Es muß unser Bestreben sein, daß in allen Bereichen des intellektuellen Lebens rechtschaffene, wahrhaft christlich empfindende und konsequente Menschen präsent sind, die ihr Wissen, ihre Begabungen in den Dienst der Menschheit und der Kirche stellen.

Denn es wird in unserer Welt andererseits immer Menschen geben, die - wie damals Herodes, als Jesus geboren wurde - sich die wissenschaftlichen Erkenntnisse nutzbar zu machen suchen oder sie sogar verfälschen, um Christus und die Seinen zu verfolgen.

Wie gewaltig ist die Aufgabe, die vor uns liegt!

Laß dich in deiner Arbeit für die Seelen - und das soll ja all dein Tun sein! - von Glaube, Hoffnung und Liebe tragen. So können wir alle Schwierigkeiten überwinden.

Der Psalmist bestärkt uns in dieser Überzeugung: "Et Tu, Domine, deridebis eos: ad nihilum deduces omnes gentes" - Du, Herr, verlachst sie, du läßt sie ins Nichts sinken.

Dies bekräftigt das Wort: "non praevalebunt" - die Feinde Gottes werden nicht siegen: sie werden gegen die Kirche und gegen die, die ihr als Werkzeug Gottes dienen, nichts ausrichten können.

Unsere heilige Mutter, die Kirche, streut in wunderbar weitherziger Liebe den Samen des Evangeliums über die ganze Welt aus. Von Rom bis in die fernsten Winkel der Erde.

Deine Mitarbeit am Werk der Glaubensverbreitung in der ganzen Welt muß darauf zielen, die Peripherie mit dem Zentrum, das heißt mit dem Papst, zu verbinden, damit die ganze Erde dies sei: eine einzige Herde, ein Hirt, ein Apostolat!

"Regnare Christum volumus!" - Wir wollen, daß Christus herrscht! "Deo omnis gloria!" - Gott allein die Ehre!

Angetan mit der Waffenrüstung Christi, werden wir dieses Ziel unseres Kampfes und unseres Sieges nur durch Gebet und Opfer, durch Glaube und Liebe erreichen.

Beten wir also, glauben wir, leiden wir - lieben wir!

Das Werk des Heils, das - Tag für Tag - die Kirche wirkt, ist wie ein einziges Gewebe, von uns allen dem Herrn dargebracht. Denn wir alle, die wir getauft sind, sind Kirche.

Kommen wir dieser Aufgabe nach in Treue und Hingabe, so wird das ganze Gewebe schön und tadellos sein. Lockert man aber die Fäden - der eine zieht an diesem, der andere an jenem Faden, ein dritter wieder woanders -, dann wird der kunstvolle Gobelin zu einem zerfetzten Stoff…

Warum zögerst du bei der brüderlichen Zurechtweisung? Sich demütigen ist immer hart, sich zurechtweisen lassen fällt schwer, besonders am Anfang. Aber auch selbst zurechtweisen ist niemals leicht, das weiß jeder.

Nächst dem Gebet und dem guten Beispiel ist die brüderliche Zurechtweisung die wirksamste Hilfe, die wir geben können.

Der Herr hat sein Vertrauen in dich gesetzt, als er dich zu seiner Kirche rief. Deshalb brauchst du schon jetzt die Reife, die mancher erst nach vielen Jahren erlangt: Umsicht, Gelassenheit, Mut, natürliche und übernatürliche Klugheit…

Vergiß nicht, was wir im Katechismus lernten: Der Name "Christ" bezeichnet den Mann - die Frau -, die an Christus glauben.

Du möchtest stark sein? Bedenke als erstes, daß du sehr schwach bist; und vertraue dann auf Christus, unseren Vater, Bruder, Lehrer, der uns die Kräfte und die Mittel schenkt, die zum Sieg führen: die Sakramente.

Lebe aus den Sakramenten!

Ich konnte dich gut verstehen, als du mir anvertrautest: Ich will die Liturgie der heiligen Messe mit allen fünf Sinnen in mich aufnehmen.

Wie entscheidend ist bei der heiligen Liturgie die persönliche Frömmigkeit!

Ich war nicht überrascht, als vor einigen Tagen mir jemand über einen vorbildlichen, kurz zuvor verstorbenen Priester sagte: "Wie heilig er war!"

"Haben Sie ihn gut gekannt?", fragte ich.

Der andere antwortete: "Nein, aber ich sah ihn einmal die heilige Messe feiern."

Wenn du dich Christ nennst, mußt du mit der Liturgie der Kirche leben. Dazu gehört auch, daß du inständig für die Priester, besonders für die Neugeweihten, betest und opferst - an den von der Kirche empfohlenen Tagen und auch, wenn du von einer Priesterweihe erfährst.

Opfere das Gebet, die Sühne, die Arbeit für dieses Anliegen auf: "Ut sint unum!" - auf daß alle Christen eines Willens, eines Herzens, eines Geistes sind und damit wir alle, eng verbunden mit dem Papst, zu Jesus gelangen durch Maria: "Omnes cum Petro ad Iesum per Mariam!"

Du fragst mich, mein Kind, was du tun könntest, damit ich mit dir sehr zufrieden bin.

Wenn der Herr mit dir zufrieden ist, bin ich es ohnehin. Ob Er mit dir zufrieden ist, das merkst du an dem Frieden und an der Freude in deinem Herzen.

Ein untrügliches Kennzeichen für ein Kind Gottes ist der Friede im Herzen, das heißt selbst den Frieden haben und den Nahestehenden den Frieden weitergeben.

Mach es dir zur Gewohnheit, auf den Hagel von Spott und Feindseligkeit, den diese haßerfüllten, bedauernswerten Leute auf dich niedergehen lassen, mit einem "Hagel" von "Gegrüßet seist du, Maria" für sie zu antworten.

Sorge dich nicht, weil deine Arbeit jetzt unfruchtbar zu sein scheint. Wenn du Heiligkeit säst, geht die Saat nicht verloren. Andere werden einmal die Früchte ernten.

Auch wenn dein Gebet dir scheinbar keine Klarheit bringt, wenn es dir mühsam und trocken vorkommt, so mußt du doch stets von neuem das Bewußtsein in dir festigen, daß du gerade in den alltäglichen Übungen deines Frömmigkeitslebens Beharrlichkeit brauchst.

Die Schwierigkeiten im Apostolat machten dich nur mutiger! Du betetest: "Herr, in Dir gibt es keinen Wandel. Schenke mir also den Glauben jener Menschen, die es verstanden, Deiner Gnade zu entsprechen, und dann in Deinem Namen Zeichen und Wunder vollbrachten…"

Du setztest dein Gebet fort: "Ich weiß, Du wirst es tun; aber ich weiß auch, Du willst, daß wir Dich darum bitten; Du willst, daß wir Dich suchen, daß wir stürmisch an die Pforten Deines Herzens pochen."

Am Ende erneuertest du den Entschluß, demütig und vertrauensvoll weiterzubeten.

Ob in Zeiten der Bedrängnis, ob in Zeiten des Erfolges - immer sage Ihm: Herr, zieh Deine Hand nicht von mir zurück, verlaß mich nicht, steh mir bei, der ich hilflos bin wie ein Kind! Führe mich immer an Deiner Hand!

"Aquae multae non potuerunt extinguere caritatem!" - Auch mächtige Wasser können die Liebe nicht löschen. Mir kommen zwei mögliche Auslegungen dieses Wortes der Heiligen Schrift in den Sinn. Einmal: Die große Zahl der Sünden, die du begangen hast, trennt dich dennoch nicht von der Liebe Gottes, wenn du sie von Herzen bereust. Zum anderen: Die Flut von Verständnislosigkeit und Widerstand, die gegen dich anbranden mag, wird dich nicht von deiner apostolischen Arbeit abhalten.

Deinen Lauf vollenden, mein Kind, deinen Weg zu Ende gehen! Denn "qui perseveraverit usque in finem, hic salvus erit" - wer bis zum Ende standhaft bleibt, der wird gerettet.

Jedem Kind Gottes sind die Mittel dazu gegeben, auch dir! Wir werden das Werk vollenden, denn alles vermögen wir in dem, der uns stärkt.

Mit Gottes Hilfe ist nichts unmöglich. Alles wird überwindbar.

Zuweilen erscheint die unmittelbare Zukunft dunkel und wie ausweglos, wenn man die Dinge nicht mehr im Lichte des Übernatürlichen sieht.

Das ist die Stunde, mein Kind, um tiefer zu glauben und eifriger zu arbeiten. Sei sicher: Gott, unser Vater, wird sich deiner Nöte annehmen.

Schon die ordentliche Vorsehung Gottes ist ein dauerndes unbegreifliches Wunder… Aber auch mit außerordentlichen Mitteln wird der Herr helfen, wann immer es nötig ist.

Christlicher Optimismus - das ist weder der Blick durch die rosarote Brille, noch das rein menschliche Vertrauen darauf, daß alles gut geht.

Christlicher Optimismus wurzelt im Bewußtsein unserer Freiheit und in dem Vertrauen auf die Macht der Gnade. Er verlangt von uns, daß wir in jedem Augenblick bereit sind, dem Ruf Gottes zu folgen.

Der Triumph des Herrn am Tag seiner Auferstehung ist endgültig. Wo sind die Wachen, die die Machthaber aufgestellt hatten? Wo die Siegel, mit denen sie den Grabstein zu sichern wähnten? Wo sind die, die den Herrn verurteilt, wo die, die ihn gekreuzigt hatten?… Der Herr siegt, und all diese armseligen Menschen ergreifen die Flucht.

Sei voller Hoffnung: Christus siegt immer.

Wenn du Maria suchst, wirst du immer - es kann gar nicht anders sein! - Jesus finden. Und immer tiefer wirst du sein göttliches Herz verstehen.

Bevor du anfängst, anderen auf ihrem Weg zu Gott weiterzuhelfen, führe dir folgende Worte eines Priesters vor Augen, der Gott von ganzem Herzen suchte: "Heute beginnen die Exerzitien für Priester, die ich zu halten habe. Hoffentlich ziehen wir inneren Gewinn daraus, ich selbst an erster Stelle!"

Und etwas später: "Seit einigen Tagen laufen die Exerzitien. Es sind hundertzwanzig Teilnehmer. Ich hoffe, daß der Herr gründliche Arbeit in unseren Seelen leistet."

Mein Kind: Es lohnt sich, daß du demütig, gehorsam, loyal bist; daß du den Geist Gottes in dich aufnimmst, damit du ihn - von deinem Platz, von deiner Wirkungsstätte aus - in die ganze Welt, zu allen Menschen tragen kannst.

Aller Mut der Kämpfer an vorderster Front könnte die Schlacht nicht entscheiden, wenn nicht in der Etappe viele für den Nachschub an Munition, Medizin und Lebensmitteln sorgten.

Ebensowenig ist ohne das Gebet und das Opfer von vielen ein wirksames Apostolat der Tat möglich.

In der Vollmacht Christi Wunder wirken: Wieviele Seelen, die schon tot oder in Verwesung sind, wirst du zu neuem Leben erwecken, wenn du Christus in dir wirken läßt.

Damals - so berichtet uns das Evangelium - zog Jesus durch das Land; die Kranken riefen Ihn, liefen zu Ihm… Auch heute sucht Jesus sie auf - durch dein christliches Leben. Wenn du auf seinen Spuren bleibst, wieviele Menschen werden Ihn dann kennenlernen, Ihn rufen, Ihn um Hilfe bitten! Ihre Augen werden sich dem beseligenden Licht der Gnade öffnen.

Du willst unbedingt auf eigene Faust wirken, und so bleibt deine Arbeit unfruchtbar.

Gehorche, sei fügsam! In einer Apparatur muß jedes Teil seinen Platz haben, sonst versagt sie, nimmt Schaden und leistet nichts oder fast nichts. Ähnlich ist es mit Leuten, die außerhalb ihres eigenen Bereiches wirken wollen: Sie sind eher ein Hindernis als ein Werkzeug für das Apostolat.

Der Apostel kennt nur ein einziges Ziel: den Herrn wirken lassen, indem er sich Ihm zur Verfügung stellt.

Auch die ersten Zwölf waren in den Gegenden, in denen sie das Evangelium verkündeten, Fremde. Die Menschen, denen sie begegneten, suchten die Welt nach Vorstellungen zu gestalten, die zur Lehre Christi in krassem Widerspruch standen.

Aber sieh: All diesen widrigen Umständen zum Trotz wußten sie sich als Träger der göttlichen Botschaft der Erlösung. Und der Apostel Paulus ruft: "Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde!"

Für die Erlösung, für die Ewigkeit wird unser Leben nur wirksam, wenn wir demütig sind! Nur wenn du in den Hintergrund trittst, können die Menschen Ihn, den Herrn, entdecken.

Die Kinder Gottes müssen durch ihre apostolische Arbeit, gleich einem Kraftwerk, Licht in Fülle spenden, ohne selbst glänzen zu wollen.

Jesus sagt: "Wer euch hört, der hört mich".

Meinst du etwa, es wären deine Worte, die die Menschen überzeugen?… Du darfst auch nie vergessen, daß der Heilige Geist sich für seine Pläne eines ganz und gar untauglichen Werkzeuges bedienen kann.

Wie gut passen folgende Worte des heiligen Ambrosius auf die Kinder Gottes: Er spricht von dem Fohlen, das an einer Eselin angebunden ist und das der Herr braucht für seinen feierlichen Einzug in Jerusalem: "Nur ein Befehl des Herrn konnte es befreien. Die Hände der Apostel banden es los. Um dazu aber ausgesandt zu werden, bedarf es einer besonderen Lebensweise und einer besonderen Gnade. Sei auch du Apostel, damit du die Gefesselten befreien kannst."

Laß mich auf diesen Text zurückkommen: Wie oft werden wir auf Jesu Geheiß die Fesseln der Seelen zu lösen haben, weil der Herr diese Seelen zu seiner Verherrlichung brauchen will! Alles in uns muß eines Apostels würdig sein: die Hände, die Taten, das ganze Leben… Dann wird uns Gott auch die Gnaden eines Apostels schenken, um die Ketten der Gefangenen zu sprengen.

Niemals dürfen wir uns eine Macht zuschreiben, die allein dem Herrn zukommt, der mitten unter uns seinen Weg geht. Er weilt unter uns und verwandelt die Seelen, wenn wir uns um Ihn scharen: alle eines Herzens und eines Sinnes, beseelt von dem einzigen Wunsch, gute Christen zu sein. Aber es ist der Herr, der die Seelen verwandelt, nicht du, nicht ich, sondern Christus, dem wir begegnen!

Außerdem: Er bleibt immer unter uns - in deinem und in meinem Herzen und in unseren Tabernakeln.

Jesus geht weiter, und dennoch bleibt Er: in dir, in mir, in jedem von euch.

Der Herr will uns zu Helfern bei seinem Erlösungswerk machen.

Damit wir diese herrliche Wirklichkeit wenigstens andeutungsweise erfassen können, läßt Er die Evangelisten zahlreiche große Wunder berichten. Er hätte das Brot auch schaffen können… Aber nein! Er sucht die Mitarbeit der Menschen: Ein Kind, ein Jugendlicher, müssen Ihm zu Hilfe kommen, ein paar Stücke Brot und ein paar Fische möchte Er haben.

Er bedarf unser - deiner, meiner - und ist doch Gott!

Muß das nicht in uns das Verlangen stärken, seiner Gnade mit voller Hingabe zu entsprechen?

Hilfst du Ihm auch nur mit einer Kleinigkeit, wie die Apostel es getan haben, dann ist Er bereit, Wunder zu wirken: Brote zu vermehren, den Willen eines Menschen zu verwandeln, einen verfinsterten Verstand zu erleuchten und durch eine besondere Gnade es möglich zu machen, daß unlautere Menschen fortan gerade Wege gehen.

All das und mehr noch tut Er, wenn du Ihm auch nur ein wenig mit deinem eigenen Einsatz zu Hilfe kommst.

Jesus ist tot. Ein Leichnam. Alle Erwartungen sind in den heiligen Frauen erloschen. Sie waren Augenzeugen gewesen, wie man Ihn mißhandelt, wie man Ihn gekreuzigt hatte. Deutlich stand Ihnen noch die Grausamkeit der durchlittenen Passion vor Augen!

Die Frauen wußten auch, daß man Wachposten aufgestellt hatte und daß das Grab verschlossen war. Wer wird uns, fragten sie sich, den Stein vom Eingang des Grabes wegwälzen? Denn der Stein war sehr groß. Und doch machen sie sich auf den Weg, eigentlich wider alle Vernunft, um bei Ihm zu sein.

Sieh: Schwierigkeiten - große wie kleine - erkennt man sofort… und doch: Wo Liebe ist, verschwinden die Hindernisse, ist man kühn, entschlossen, tapfer! Gib zu, daß der Schwung, die Unerschrockenheit, der Mut dieser heiligen Frauen dich beschämen!

Maria, deine Mutter, geleitet dich zur Liebe Jesu. Bei Ihm wirst du "cum gaudio et pace", mit Freude und mit Frieden, ausruhen; du wirst dich von Ihm "getragen" wissen - ohne Ihn würdest du ins Bodenlose fallen, im Schlamm versinken -, an seiner Hand wirst du vorangehen und lernen, zu glauben, zu lieben und zu leiden.

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