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Meinen Sie nicht, daß nach dem Zweiten Vaticanum Begriffe wie "Kirchliche Gymnasien", "Katholische Schulen" oder "Universitäten der Kirche" antiquiert sind? Scheint es Ihnen nicht, daß derartige Formen die Kirche zu Unrecht kompromittieren oder nach Privilegien aussehen?

Nein, ich bin nicht dieser Ansicht, falls man die "Schulen der Kirche", die "Katholischen Schulen" usw. als Ausdruck des der Kirche und den Ordensgemeinschaften zustehenden Rechts ansieht, Bildungsanstalten ins Leben zu rufen. Eine Schule oder eine Universität zu errichten ist kein Privileg, sondern eine Last, wenn man dafür sorgt, daß sie allen und nicht nur den wirtschaftlich Gutgestellten offenstehen.

Es lag nicht in der Absicht des Konzils, die konfessionellen Lehranstalten für überholt zu erklären. Es wollte nur zeigen, daß es daneben auch eine andere Form christlicher Präsenz im Bildungswesen gibt - wie sie beispielsweise seit vielen Jahren von den Mitgliedern des Opus Dei verwirklicht wird -, die vielleicht noch notwendiger und universeller ist: das freie Wirken katholischer Laien, die sich innerhalb oder außerhalb des staatlichen Schulwesens beruflich den Aufgaben der Erziehung widmen. Das ist nur ein weiterer Beweis dafür, ein wie klares Bewußtsein die Kirche heutzutage von der Wirksamkeit des Laienapostolates gewonnen hat.

Andererseits muß ich zugeben, daß ich keinerlei Sympathie für Begriffe wie "Katholische Schule", "Kirchliches Gymnasium" usw. hege, obwohl ich die entgegengesetzte Ansicht vollauf respektiere. Persönlich ziehe ich es vor, daß die Initiativen sich durch ihre Früchte und nicht durch ihren Namen auszeichnen. Eine Schule ist dann wirklich "christlich", wenn sie sich, ohne sich äußerlich von den anderen zu unterscheiden, um ein hohes Niveau bemüht, die persönliche Freiheit respektiert, sich für die Förderung der dringend notwendigen sozialen Gerechtigkeit einsetzt und eine Arbeit umfassender - auch christlicher - Bildung verwirklicht. Wenn das tatsächlich geschieht, spielt der Name keine Rolle. Wie gesagt, ziehe ich es persönlich vor, solche Adjektive zu vermeiden.

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