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Angesichts der materiellen und geistigen Not und des Elends so vieler Menschen in aller Welt drängt es viele Studenten, ihre Solidarität in einer aktiven Parteinahme zum Ausdruck zu bringen. Welche sozialen Ideale sollte man Ihrer Meinung nach der akademischen Jugend von heute nahebringen?

Das Ideal müßte während der Universitätsjahre vor allem in einem wirklich gut durchgeführten Studium und einer gründlichen wissenschaftlichen Ausbildung bestehen. Ist diese Grundlage einmal da, dann findet man tausend Orte auf der Welt, wo man Hilfe braucht und auf eine persönliche, harte, opferbereite Tätigkeit wartet. Die Universität ist nicht dazu da, junge Menschen auszubilden, damit sie nachher die Vorteile, die sie aufgrund ihrer Studien erreichen, egoistisch für sich allein genießen; sie muß sie vielmehr auf die Aufgabe vorbereiten, ihren Mitmenschen in christlicher Brüderlichkeit und Großzügigkeit zu helfen.

Allzuoft erschöpft sich die von Ihnen erwähnte Solidarität im bloßen Gerede und in unfruchtbarem oder gar schädlichem Theater. Für mich besteht der einzige Maßstab echter Solidarität im Tun, das den Mitmenschen dient. Ich weiß von Tausenden von Studenten in Spanien und in anderen Ländern, die darauf verzichtet haben, sich ihre eigene kleine Welt aufzubauen, und die sich stattdessen in Bildungsstätten, Einrichtungen der Sozialhilfe usw. mit der Bereitschaft und Freude der Jugend ganz ihren Mitmenschen widmen, indem sie sich bemühen, ihre berufliche Arbeit dort, menschlich gesehen, so vollkommen wie möglich zu verrichten.

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