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Arbeitsamkeit, Sorgfalt

Die Tugenden der Arbeitsamkeit und der Sorgfalt verbinden sich zu einer einzigen inneren Haltung: zum Bemühen, die von Gott empfangenen Talente fruchtbar werden zu lassen. Sie sind Tugenden, die uns anleiten, Begonnenes zu vollenden. Die Arbeit ist kein Fluch, keine Strafe für die Sünde - seit 1928 predige ich das. Im Buch Genesis lesen wir, daß die Arbeit schon vor der Rebellion des Menschen gegen Gott da war (Vgl. Gen 2,15): von Anbeginn an war die Arbeit als ein Mitwirken am gewaltigen Werk der Schöpfung in den göttlichen Plan einbezogen.

Der Arbeitsame nutzt die Zeit, denn sie ist mehr als Geld, sie ist Verherrlichung Gottes! Er tut, was er soll, und ist gegenwärtig in dem, was er tut, aber nicht in einer Haltung gelangweilten Zeitvertreibs, sondern mit aufmerksamer, kluger Überlegung. Deshalb ist er sorgfältig. Das lateinische Wort für sorgfältig, diligens, kommt von diligere, das "lieben", "schätzen", "prüfend auswählen" heißt. Sorgfältig ist nicht, wer hastig agiert, sondern wer mit Liebe und Umsicht arbeitet.

Unser Herr, der vollkommener Mensch war, hat ein Handwerk ausüben wollen; mit feinfühliger Widmung verbrachte er die meisten Jahre seines irdischen Lebens als Handwerker unter den Mitbewohnern seines Dorfes. Durch sein Tun, das menschlich und göttlich zugleich gewesen ist, belehrt Er uns darüber, daß die alltägliche Arbeit keine unwichtige Randerscheinung ist, sondern der Angelpunkt unserer Heiligung und eine ständige Gelegenheit, Gott zu begegnen und Ihn mit unserem Geist und unseren Händen zu loben und zu verherrlichen.

Verzeichnis der Schriftstellen
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