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Aus jener Zeit ist mir auch mein Aufenthalt in Burgos in Erinnerung geblieben. Viele verbrachten hier ein paar Tage Fronturlaub bei mir, andere waren ohnedies in Kasernen der näheren Umgebung stationiert. Mit einigen meiner Söhne teilte ich ein gemeinsames Zimmer in einem verwahrlosten Hotel. Uns fehlte das Allernotwendigste, aber wir richteten es so ein, daß alle, die kamen - und es waren Hunderte - sich wirklich ausruhen und neue Kräfte sammeln konnten.

Es war mir zur Gewohnheit geworden, unsere Gespräche mit einem Spaziergang am Ufer des Arlanzón entlang zu verbinden; sie vertrauten mir ihre Sorgen an, und ich suchte das passende Wort, das sie stärken oder ihnen neue Horizonte des inneren Lebens erschließen könnte. Mit Gottes Hilfe war ich immer bemüht, sie zu ermuntern, sie anzuspornen, ihr christliches Leben neu zu entflammen. Manchmal kamen wir auf unseren Spaziergängen bis zum Kloster Las Huelgas oder bis zur Kathedrale.

Mit Vorliebe bestieg ich mit ihnen einen der Türme und zeigte ihnen dann aus der Nähe das gotische Maßwerk, diese wahre Filigranarbeit aus Stein: das Ergebnis geduldiger, mühsamer Arbeit. Im Gespräch lenkte ich ihre Aufmerksamkeit darauf, daß jene Wunderwerke von unten gar nicht zu sehen waren. Was ich ihnen so oft erklärt hatte, hier wurde es greifbar: Das ist, sagte ich, Arbeit Gottes, Werk Gottes - die eigene Arbeit so vollendet tun, daß sie schön wird wie dieses feine Spitzengewebe aus Stein. Das Beispiel war so anschaulich, daß diese jungen Menschen begriffen: das alles war Gebet, ein wunderbares Zwiegespräch mit dem Herrn. Die Steinmetzen, die hier ihr ganzes Können entfaltet hatten, wußten sehr gut, daß das unten auf der Straße niemand merken würde. Ihre Kunst galt Gott allein. Verstehst du jetzt, wie du durch deinen Beruf Gott näherkommen kannst? Tu, was jene Steinmetzen taten, und auch deine Arbeit wird operatio Dei sein: ein menschliches Werk, das den Stempel Gottes trägt.

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