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Maria ist auch Lehrmeisterin der Hoffnung. Von nun an werden mich selig preisen alle Geschlechter (Lk 1,48), ruft sie aus. War diese Hoffnung menschlich gesehen überhaupt begründet? Wer war sie für die Männer und Frauen von damals? Die großen Heldinnen des Alten Testaments, wie Judith, Esther und Debora, gewannen schon auf Erden menschlichen Ruhm, sie wurden vom Volk bejubelt und verherrlicht. Für Maria - wie für Jesus - ist der einzige Thron das Kreuz. Was uns an ihrem irdischen Leben bis zu ihrer Aufnahme mit Leib und Seele in den Himmel beeindruckt, ist ihre stille Gegenwart. Der heilige Lukas, der sie gut kannte, bemerkt, daß sie zusammen mit den ersten Jüngern im Gebet verharrte. So vollendet Maria ihre irdischen Tage, sie, die dann für immer von allen Geschöpfen gepriesen werden soll.

Welch ein Kontrast zwischen der Hoffnung Mariens und unserer Ungeduld! Oft fordern wir von Gott, Er möge sofort das wenige Gute vergelten, das wir getan haben. Wir stöhnen, kaum daß die erste Schwierigkeit auftaucht. Nicht selten sind wir unfähig, in der Anstrengung auszuharren und die Hoffnung aufrecht zu erhalten. Denn es fehlt uns an Glauben: Selig bist du, da du geglaubt hast, daß in Erfüllung gehen wird, was dir vom Herrn verkündet worden ist! (Lk 1,45)

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