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Demut und Freude

Von allem Bösen und Frevelhaften im Menschen befreie mich (Vgl. Ps 42,1 (Graduale der heiligen Messe]). Wieder weist uns dieser Text der heiligen Messe auf die gute Vergöttlichung hin; er führt uns vor Augen, daß Schlechtigkeit und böse Neigungen uns prägen, aber dann läßt er uns bitten: Emitte lucem tuam (Ps 42,3 (Graduale der heiligen Messe]), sende Dein Licht und Deine Wahrheit, die mich geleitet und auf Deinen heiligen Berg geführt haben. Ich will euch offen sagen, daß ich sehr bewegt war, als ich diese Worte aus dem Graduale der heutigen heiligen Messe betete.

Was sollen wir tun, um diese gute Vergöttlichung zu erlangen? Im Evangelium lesen wir, daß Jesus nicht mehr in Judäa umherziehen wollte, weil die Juden Ihm nach dem Leben trachteten (Joh 7,1). Er, der durch einen einfachen Willensakt seine Widersacher hätte wegfegen können, reagiert mit menschlichen Mitteln. Er, der als Gott mit einem Wort die Verhältnisse hätte ändern können, will uns eine einprägsame Belehrung geben: Er geht nicht nach Judäa. Seine Verwandten sagten zu Ihm: "Geh weg von hier und zieh nach Judäa, damit auch deine Jünger die Werke sehen, die du vollbringst" (Joh 7,3). Sie wollten, daß Er Aufsehen errege. Seht ihr, wie dies eine Lektion über die gute und die schlechte Vergöttlichung ist?

Gute Vergöttlichung: Wer Deinen Namen kennt - so heißt es im Offertorium - vertraut auf Dich; denn Du verläßt jene nicht, Herr, die Dich suchen (Ps 9,11). Wir, geklammerte Tonscherben, die wir sind, jubeln, weil Gott den Klageruf der Armen nicht abweist (Ps 9,13)und den Ruf der Demütigen erhört.

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