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Dies möchte ich euch einschärfen: Wenn ihr aufrichtig seid, wenn ihr euch zeigt, wie ihr seid, wenn ihr euch vergöttlicht - aber in Demut, nicht in Hochmut -, dann werden wir alle, ihr und ich, in jeder Umwelt bestehen. Wir werden nur von Siegen sprechen und uns selbst siegreich nennen können - es sind die Siege der Liebe Gottes, die tief in die Seele Glück, Gelassenheit und Verständnis einsenken.

Die Demut wird uns zu großen Aufgaben befähigen, wenn wir nur das Bewußtsein der eigenen Kleinheit nicht in uns unterdrücken und wenn wir die eigene Erbärmlichkeit immer stärker empfinden. So erkenne denn, daß du ein mit vielerlei Dienst tief verschuldeter Knecht bist. Tu dir nichts darauf zugute, daß du Kind Gottes heißest - die Gnade soll anerkannt, doch die Natur nicht verkannt werden -, und brüste dich nicht, wenn du den Dienst, den du leisten mußtest, gut vollführtest. Auch die Sonne ist willfährig, der Mond gehorcht, die Engel dienen. Das von Gott auserwählte Gefäß der Heiden bekennt: Ich bin nicht würdig, Apostel zu heißen, weil ich die Kirche Gottes verfolgt habe (1 Kor 15,9) (…) So wollen denn auch wir unsererseits nicht nach Lob haschen (Ambrosius, Expositio Evangelii secundum Lucam, 8, 32 (PL 15, 1774]): denn unsere Verdienste sind immer gering.

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