Streben

Die einen reduzieren die Religion auf einen Katalog von Verboten oder begnügen sich mit einem konturlosen Katholizismus. Die anderen wollen den Herrn mit dem Gesicht zur Wand stellen oder in eine Dunkelkammer der Seele verbannen…

Ihnen gegenüber müssen wir in Wort und Tat bekräftigen, daß wir Christus zum wirklichen König aller Menschenherzen machen wollen - die noch lauen Herzen der Seinen nicht ausgenommen!

Arbeite bei apostolischen Unternehmungen nicht so, als ob du nur für heute bautest. Widme dich diesen Aufgaben in der Hoffnung, daß nach dir andere kommen werden: Brüder von dir mit dem gleichen Geist. Sie werden ernten, was du jetzt säst, den Bau vollenden, dessen Grund du jetzt legst.

Bist du erst einmal wirklich von christlichem Geist beseelt, dann wird dein ganzes Streben geradlinig! - Nicht deinen persönlichen Erfolg zu suchen, fühlst du dich getrieben, sondern mit Sehnsucht verlangt es dich nach der Erfüllung deines Ideals.

Das Ringen um Hingabe - es hat doch nur dann einen Sinn, wenn es ein großes, ein wirklich göttliches Werk zu vollbringen gilt: die Heiligkeit…

Daher betont die Kirche bei der Kanonisierung eines Heiligen das heroische Ausmaß seiner Christus-Nachfolge.

Wenn du erst einmal ernstlich für den Herrn arbeitest, wird es für dich die größte Freude sein zu sehen, daß andere dir dabei Konkurrenz machen.

Was ist dein Leben anderes als eine kurze Stunde, die Gott gehört… Entschließe dich wirklich, in ihr etwas zu tun, das Frucht bringt: die Zeit drängt! Es ist doch eine so kostbare, wundervolle Sendung für einen Mann, eine Frau in dieser Welt, vertrocknete und abgestorbene Herzen im Feuer Christi neu zu entzünden.

Es lohnt der Mühe, den Frieden und das Glück eines beherzten, freudigen "Kreuzzugs" der Liebe Christi überall hinzutragen.

Für deine Ehre setzt du dein Leben aufs Spiel… Jetzt setze deine Ehre aufs Spiel für deine Seele!

Du sollst dich mit deinen Brüdern eng verbunden wissen in der Gemeinschaft der Heiligen. Verteidige furchtlos diese wunderbare Einheit!

All das Gute, das du erstrebst, wäre zum Scheitern verurteilt, bliebest du dabei allein! Ein versprengtes Schaf ist fast immer ein verlorenes Schaf.

Dein Ungestüm machte mir Spaß! Dir fehlten die materiellen Mittel für deine Arbeit, fremde Hilfe war nicht in Sicht. Dein Kommentar: "Ich habe nur diese Arme hier, aber manchmal, wenn mich die Ungeduld packt, möchte ich ein Ungeheuer mit fünfzig Armen sein, um reichlicher auszusäen und zu ernten!"

Erbitte dir vom Heiligen Geist solch eine Wirksamkeit… Er wird sie dir gewähren!

Zwei Bücher in russischer Sprache fielen dir in die Hände. Sie erweckten in dir den starken Wunsch, Russisch zu lernen. Du stelltest dir vor, wie wunderbar es wäre, als ein Weizenkorn dort zu sterben - in diesem Land, das heute einem dürren Acker gleicht, der aber eines Tages zu einem riesigen Weizenfeld werden wird…

Ich finde es gut, daß du solche Wünsche hast. Aber widme dich jetzt der "kleinen Pflicht" - der großen Aufgabe eines jeden Tages: deinem Studium, deiner Arbeit, deinem Apostolat und vor allem deiner inneren Formung.

Auf dem Terrain hast du noch manches Stück Land zu bestellen - und diese Arbeit ist nicht weniger heroisch und nicht weniger schön…

Wozu taugt ein Student, der nicht studiert?

Wenn dir das Studium einmal gegen den Strich geht, dann opfere Jesus diese Mühe auf. Sage Ihm, du bliebest bei deinen Büchern, damit dein Wissen eine Waffe würde im Kampf gegen seine Feinde und ein Mittel, um viele Seelen für Ihn zu gewinnen… Du kannst sicher sein: Dein Studium wird dann immer mehr zu Gebet.

Wenn du Stunden und Tage vergeudest, wenn du die Zeit totschlägst, öffnest du dem Teufel Tür und Tor deiner Seele. Du lädst ihn auf diese Weise sozusagen ein: "Bitte, fühle dich hier ganz wie zu Hause!"

Daß es schwer ist, Zeitvergeudung zu vermeiden - ja, ich gebe es dir zu… Aber denke daran, daß der Widersacher und all "die anderen" sich niemals Ruhe gönnen.

Erinnere dich außerdem an das Wort des Paulus, dieses wahren Meisters der Gottesliebe: "Tempus breve est!" - Das Leben zerrinnt uns unter den Händen, und keiner kann es zurückholen.

Ist dir bewußt, wieviel davon abhängt, daß du eine solide Bildung besitzt? - Wie viele Seelen warten! Kannst du es dir, wenn du daran denkst, leisten, nachlässig zu studieren oder mittelmäßige Arbeit zu leisten?

Auf zweierlei Weise kann man "nach oben" gelangen: Die eine ist christlich und besteht in dem anständigen und legitimen Wunsch aufzusteigen, um den Menschen mehr zu dienen; die andere ist heidnisch und besteht in brutaler und skrupelloser Herrschaftssucht, um den Nächsten unterdrücken zu können.

Sage mir nicht, du lebtest Gott zugewandt, wenn du dich nicht darum bemühst, dich immer und überall in ehrlicher, klarer Brüderlichkeit den Menschen, jedem Menschen, zuzuwenden.

Die "Ehrgeizlinge", die auf ihre kleinen und armseligen persönlichen Ambitionen fixiert sind, begreifen nicht, daß die, die Gott lieben, nur nach einem streben und nach nichts sonst: sie wollen dienen.

Eine Sehnsucht erfüllt dich: Du hast es eilig damit, bald aus der Schmiede zu kommen, wo Hammer und Schleifwerkzeug dir die endgültige Gestalt gegeben haben. Denn du willst das gute Werkstück sein, das sich ins Ganze harmonisch einfügt und wirksam die vorgesehene Arbeit verrichtet, die ihm zugewiesene Aufgabe auf dem weiten Felde Christi.

Ich bete viel für dich, damit dieser Eifer in dir immer lebendig bleibt, auch in Zeiten der Ermattung, der Niederlagen und der Dunkelheit… Denn "die zugewiesene Aufgabe auf dem weiten Felde Christi" ändert sich nie.

Kämpfe entschieden gegen diese falsche Demut - genauer: Bequemlichkeit -, die dein Heranreifen zu einem echten Kinde Gottes verhindert! Du mußt wachsen!

Beschämt es dich nicht, wenn du auf die jahrelange hingebungsvolle Arbeit deiner älteren Brüder und Schwestern blickst und dabei feststellst, daß du noch nicht fähig bist - noch nicht fähig sein willst -, nur einen Finger zu rühren, um ihnen zu helfen?

Laß deine Seele sich in Sehnsucht verzehren… Sehnsucht nach Liebe, nach Selbstvergessenheit, nach Heiligkeit, nach dem Himmel… Verliere dich nicht in Gedanken darüber, ob all das auch einmal Wirklichkeit werden wird - wiewohl so manche "kluge" Ratgeber dir derartige Spekulationen suggerieren möchten. Nein, entfache immer mehr Wünsche in dir: denn der Heilige Geist selbst verkündet, daß Er Wohlgefallen hat an Menschen, die große Wünsche im Herzen tragen.

Aber es sollen tatkräftige Wünsche sein, die du in deiner täglichen Arbeit realisierst.

"Freund" - so hat der Herr dich genannt… Dieser Ruf verlangt Antwort, verlangt den raschen, vorwärts drängenden Schritt - nach dem Schrittmaß Gottes! Andernfalls läufst du Gefahr, bloß Zuschauer zu bleiben.

Vergiß dein Ich! - Wäre das doch dein einziger Ehrgeiz: nur für deine Brüder und Schwestern, für die Menschen, für die Kirche zu leben - für Gott also…

Mitten im festlichen Trubel von Kana bemerkt nur Maria, daß der Wein ausgeht… Selbst die kleinsten Gelegenheiten zu dienen entgehen nicht dem Blick dessen, der - wie Maria - aus Gott lebend sich in herzlicher Teilnahme dem Nächsten zuwendet.

Verzeichnis der Schriftstellen
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