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Zwischen deinem Verstand und deinem Gefühl liegen Welten.

Dein Verstand, vom Glauben erleuchtet, zeigt dir nicht nur klar den Weg, sondern auch den Unterschied zwischen einer heroischen und einer verschlafenen Art, ihn zu gehen. Vor allem läßt er dich die Größe und die göttliche Schönheit der Aufgaben erkennen, die die Allerheiligste Dreifaltigkeit in unsere Hände gelegt hat.

Im Gegensatz dazu spricht dein Gefühl auf alles an, was du eigentlich verachtest, und es tut dies sogar noch, wenn du dir die Verachtenswürdigkeit klar machst. Es ist, als ob tausend kleine Widrigkeiten nur auf die passende Gelegenheit warteten, sich - sobald dein armer Wille entweder aus physischer Müdigkeit oder aus verdunkelter Sicht für das Übernatürliche schwächer wird - in dir zu einem Gebirge aufzutürmen und deine Vorstellungskraft in Beschlag zu nehmen, bis du dich erdrückt und entmutigt fühlst: nun siehst du nur noch die Härte der Arbeit, die Last des Gehorsams, den Mangel an Hilfsmitteln, die Illusion eines sorglosen Lebens… Widerliche Versuchungen im kleinen und im großen suchen dich heim, die Irrlichter einer seichten Sentimentalität, die Übermüdung, der bittere Geschmack von geistlicher Mittelmäßigkeit… Und gelegentlich auch die Angst: Angst, weil du weißt, Gott will dich heilig - und du bist es nicht.

Erlaube mir, es dir mit aller Härte zu sagen: Du hast zu viele "Gründe", um dich abzuwenden, und zu wenig Courage, um der Gnade zu entsprechen, die Er dir schenkt: denn Er hat dich dazu berufen, ein anderer Christus zu sein, "ipse Christus", Christus selbst! Du hast die Mahnung des Herrn an den Apostel vergessen: "Meine Gnade genügt dir!" Dieses Wort ist die Gewähr dafür, daß du kannst, wenn du nur willst.

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