Demut

Wenn du den Beifall für deine Leistung vernimmst, soll in deinen Ohren auch das Gelächter ertönen, das deine Mißerfolge auslösten.

Wünsche nicht, die vergoldete Wetterfahne auf dem großen Gebäude zu sein: so sehr sie glänzt und so hoch sie steht, sie bedeutet nichts für die Festigkeit des Baues.

Wärest du doch wie ein alter Quaderstein, verborgen im Fundament, unter der Erde, wo niemand dich sieht: deinetwegen stürzt das Haus nicht ein.

Je mehr sie mich erheben, mein Jesus, um so mehr demütige Du mich im Herzen und laß mich einsehen, was ich war und was ich wäre, wenn Du mich allein ließest.

Vergiß nicht, was du bist…, ein Kehrichteimer. - Wenn dich der göttliche Gärtner nimmt und schrubbt und reinigt und mit herrlichen Blumen füllt…, dann dürfen dich weder der Duft noch die Farbe, die deine Häßlichkeit schön machen, zum Stolz verleiten.

Demütige dich: weißt du nicht, daß du ein Eimer für Abfälle bist?

Wenn du dich siehst, wie du bist, muß es dir natürlich erscheinen, daß sie dich verachten.

Du bist nicht demütig, wenn du dich selbst demütigst, sondern wenn andere dich demütigen und du es um Christi willen trägst.

Wenn du dich kennen würdest, wärest du über die Verachtung erfreut, und dein Herz würde weinen über Hochachtung und Lob.

Es soll dich nicht schmerzen, daß sie deine Fehler sehen. Die Beleidigung Gottes und der Anstoß, den du erregst, die sollen dich schmerzen.

Im übrigen sollen sie ruhig sehen, wie du bist, und dich verachten. - Es soll dich nicht betrüben, nichts zu sein, denn so muß Jesus alles in dir aufbauen.

Wenn du dem Antrieb deines Herzens und den Aussagen deiner Vernunft entsprechend handeltest, dann müßtest du dauernd mit dem Gesicht am Boden liegen, gekrümmt wie ein schmutziger, häßlicher, abscheulicher Wurm… vor diesem Gott, der dich immer noch erträgt und erträgt.

Der Wert der Demut ist unermeßlich. "Quia respexit humilitatem"… Nicht den Glauben und die Liebe und die unbefleckte Reinheit besingt das Jubellied unserer Mutter im Hause des Zacharias:

"Denn Er hat gesehen die Demut seiner Magd, siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Geschlechter."

Du bist schmutziger, herabgefallener Staub. Auch wenn der Hauch des Heiligen Geistes dich über alle Dinge der Erde erhebt und dich aufleuchten läßt wie Gold, indem deine Erbärmlichkeit in den Höhen die Strahlen der Sonne der Gerechtigkeit widerspiegelt, so vergiß doch die Armut deines eigenen Zustandes nicht.

Ein Augenblick des Hochmuts würde dich wieder zu Boden werfen, und statt Licht wärest du wieder Schmutz.

Du… stolz? - Worauf?

Stolz? - Weshalb?… Binnen kurzem - Jahre, Tage? - wirst du ein Haufen stinkendes Aas sein: Würmer, übelriechende Flüssigkeiten, schmutzige Lumpen des Leichentuches…, und niemand auf der Erde wird sich an dich erinnern.

Du, Gelehrter, Berühmter, Beredter, Mächtiger: wenn du nicht demütig bist, taugst du nichts.

Beschneide dein alles überwucherndes "Ich", reiß es aus, Gott wird dir helfen. Dann kannst du beginnen, für Christus zu arbeiten an der letzten Stelle seines Apostelheeres.

Diese falsche Demut ist Bequemlichkeit: wenn du dich so klein machst, gibst du Rechte auf…, die Pflichten sind.

Erkenne demütig deine Schwachheit, damit du mit dem Apostel sagen kannst: "Cum enim infirmor, tunc potens sum." Denn wenn ich schwach bin, bin ich stark.

Vater, wie können Sie all diesen Unrat ertragen? sagtest du mir nach einer zerknirschten Beichte.

Ich schwieg und dachte: Wenn deine Demut dich dahin bringt, dich als Unrat, als einen Haufen Unrat, zu erkennen, können wir aus all deiner Erbärmlichkeit noch etwas Großes machen.

Betrachte die Demut unseres Herrn Jesus. Ein Esel war sein Thron in Jerusalem!…

Die Demut ist auch ein guter Weg zum inneren Frieden. - Er selbst hat es gesagt: "Lernet von mir, denn ich bin sanftmütig und demütig von Herzen… und ihr werdet Frieden finden für eure Seelen."

Es ist kein Mangel an Demut, wenn du den Fortschritt deines inneren Lebens kennst. - So kannst du Gott dafür danken.

Aber verliere nicht aus den Augen, daß du ein Armer bist, der ein gutes Gewand trägt. Ein geliehenes Gewand.

Die Selbsterkenntnis führt uns an der Hand zur Demut.

Dein Starkmut, den Geist und die Normen des Apostolats, in dem du arbeitest, zu verteidigen, darf nicht aus falscher Demut wanken. - Dieser Starkmut ist kein Hochmut: er ist die Kardinaltugend der Tapferkeit.

Aus Stolz. - Du glaubtest schon beinahe alles zu können, du allein. - Einen Augenblick ließ Er dich los, und du lagst auf der Nase. - Sei demütig, und Seine starke Hilfe wird dir nicht fehlen.

Diese stolzen Gedanken kannst du gleich aufgeben: du bist, was der Pinsel in der Hand des Künstlers ist. - Sonst nichts.

Was soll ein Pinsel, wenn er den Künstler nicht gewähren läßt?

Damit du demütig wirst, du, der du leer bist und so eingenommen von dir selbst, genügt es, daß du die Worte des Isaias betrachtest: Du bist "ein Tropfen Wasser oder Tau, der zur Erde fällt, und niemand bemerkt ihn".

Verzeichnis der Schriftstellen
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