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Schließlich bringen wir mit den Königen auch Myrrhe dar, das Opfer nämlich, das im Leben keines Christen fehlen darf. Die Myrrhe erinnert uns an das Leiden des Herrn: Am Kreuz gibt man Ihm Myrrhe mit Wein zu trinken (Vgl. Mk 15,23); und mit Myrrhe salbten sie seinen Leib zum Begräbnis (Vgl. Joh 19,39). Wenn wir über die Notwendigkeit des Opfers und der Abtötung nachdenken, so dürft ihr nicht meinen, dies hieße, dem frohen Fest, das wir heute feiern, einen traurigen Beigeschmack geben.

Abtötung ist nicht Ausdruck von Pessimismus und auch nicht von Verbitterung. Ohne Liebe ist die Abtötung wertlos. Deswegen müssen wir solche Abtötungen suchen, die uns eine innere Überlegenheit gegenüber den Dingen dieser Welt vermitteln, gleichzeitig aber jene nicht abtöten, die mit uns zusammenleben. Der Christ darf weder ein Scharfrichter sein noch eine klägliche Figur abgeben. Er ist ein Mensch, der mit Taten zu lieben versteht und für den das Leid Prüfstein seiner Liebe ist.

Ich muß jedoch noch einmal betonen, daß diese Abtötung im allgemeinen nicht im Verzicht auf große Dinge besteht - letzten Endes sind die Gelegenheiten hierzu ja auch gar nicht so häufig -, sondern in kleinen Überwindungen: jenem zuzulächeln, der ungelegen kommt, dem Körper die Annehmlichkeiten überflüssiger Dinge zu verwehren, uns daran zu gewöhnen, anderen zuzuhören, die Zeit auszunützen, die Gott uns zur Verfügung stellt… und viele andere, scheinbar unbedeutende Kleinigkeiten, die im Laufe des Tages auf uns zukommen, ohne daß wir sie suchen: Widriges, Schwierigkeiten, Unangenehmes.

Verzeichnis der Schriftstellen
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